Kultur

Die Kultur des Abschiednehmens.
„Ein Volk wird daran gemessen, wie es seine Toten bestattet”, wird schon der Athener Staatsmann Perikles aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. zitiert. Bestattungen sind so alt wie die Menschheit selbst – entsprechend groß ihre Bedeutung und vielfältig ihre kulturellen Ausprägungen.

Neuanfänge brauchen Erinnerung.

Im Kreislauf des Lebens spielt der Tod eine fixe und immer wiederkehrende Rolle. Auch wenn der heutige westliche Lebensstil dazu neigt, diesem natürlichen Lebensthema aus dem Weg zu gehen – der würdige Abschied von einem geliebten Menschen ist ein absolut unverzichtbarer Schritt, nicht nur kulturell sondern auch für die Hinterbliebenen.

Brauchtümer, Rituale und Zermonien ermöglichen eine nochmalige Auseinandersetzung mit dem verstorbenen Menschen, kanalisieren die Trauer und erleichtern den Neuanfang, der jedem schmerzhaften Abschied innewohnt. Der Sarg ist ein wichtiger Teil dieses Prozesses.

Särge und ihre Geschichte.

Schon seit über 9000 Jahren ist die Verwendung von Behältnissen für Verstorbene bekannt. Das Wort Sarkophag, von dem sich der heutige Sarg ableitet, kommt aus dem Griechischen. Schon damals waren Art und Ausstattung des Sargs Ausdruck von Persönlichkeit und sozialem Status – mit den Pyramiden Ägyptens als Extrembeispiel. Am anderen Ende der Skala standen Särge, die als reines Transportmittel der Armen zu ihrer letzten Ruhestätte fungierte.

Der Sarg ist eines der wichtigsten Elemente einer liebevollen Verabschiedung. Immer wichtiger wird es dabei, die Einzigartigkeit der verstorbenen Person mit Stil in die Feier zu integrieren. Dem Sarg fällt hier eine zentrale Rolle zu, individuelle Särge werden immer häufiger nachgefragt.

Pyramiden

Der Sarg im Wandel der Zeit

Das der Kirchensprache entnommene Wort Sarg leitet sich aus der lateinischen Kurzform „sarc“ für „sarcophagus“ ab. Sarko phágos war das griechische Wort für „Fleischfresser“. Allmählich setzte sich der Sarg als allgemeine Bezeichnung gegen Alternativen wie z. B. Totenlade, Totenschrein oder Totentruhe durch.

Fleisch fressende Steine
Kalkstein aus Assos, einer kleinen Stadt im heutigen Nordwesten der Türkei, wurde die Eigenschaft zugeschrieben, die Verwesung eines Leichnams zu beschleunigen. Der lithos sarkophagos – fleischfressende Stein – diente nicht nur als alleiniges Material der frühen Särge, sondern wurde auch in andere Totenbehältnisse gelegt, um eine rasche Verwesung herbeizuführen. Allmählich wurden alle Steinsärge als Sarkophage bezeichnet, und letztendlich auf Särge aus anderem Material übertragen. Unter einem Sarkophag versteht man heute meist einen prunkvollen, überwiegend aus beständigerem Material hergestellten, oft sichtbar aufgestellter Sarg für herausragende oder wohlhabende Personen.

In der Höhle, in der Erde: Bestattungen in der Steinzeit
Abgesehen vom Aussetzen der Leichen, der wahrscheinlich ältesten Bestattungsform, ist das Versenken des Körpers in die Erde vom Urbeginn an die übliche Form der Totenbestattung. Um dabei den Leichnam vor der Erdberührung zu schützen, wurde er in Tierhäute, Matten oder Leinenbinden u. a. m. eingeschlagen oder in einen Sarg aus Flechtwerk, Holz, Ton oder Stein, später auch aus Metall gebettet.

Aber auch Gefäße aus Ton (Pithoi), kleinere für Kinder und entsprechend große für Erwachsene, sollten die Toten schützen. Als Grabanlagen dienten Einzel- oder Gemeinschaftsgräber. Ausgehend von den ältesten Grabformen wie z. B. Höhlen oder Erdgruben, waren sie als Hügel-, Kammer-, Kuppel- oder Steinkistengräber angelegt. Das Steinkistengrab – ein mit Steinplatten ausgekleidetes und mit einer Steinplattendecke abgeschlossenes Einzelgrab – ist die architektonische Form der Erdgrube und gilt als Vorform des Sarkophages.

Vom Totenbaum zum Holzsarg
Der Brauch, Verstorbene in ausgehöhlten Baumstämmen beizusetzen, ist in Nord- und Mitteleuropa bereits in der Jungsteinzeit nachweisbar. Zunächst vermutlich in hohl gewordenen alten Bäumen, später unter Einsatz geeigneter Werkzeuge in der Länge nach gespaltenen und ausgehöhlten Eichenstämmen. Tote wurden in das mit einem Tierfell – meist einer Kuhhaut – ausgekleidete Unterteil gelegt und mit dem eigenen Mantel oder mit Decken verhüllt. Anschließend wurde das Oberteil darübergelegt. Noch wird untersucht, ob die noch im 19. Jahrhundert gebräuchliche mundartliche Bezeichnung des Holzsarges als „Totenbaum“ auf den Baumsarg zurückzuführen ist oder erst zu einem späteren Zeitpunkt entstand.

In holzarmen Gegenden entstanden Särge gezwungenermaßen aus alternativen Materialien oder aus importiertem Holz. So wurden aus den Zedern des Libanons nicht nur Tore für die ägyptischen Tempel gefertigt, sondern auch die Sarkophage der Oberschicht. Aus dem – einheimischen – Holz der Sykomore wurden die gewöhnlichen Särge erzeugt.

Stein für die Oberschicht, Holzsärge für das Volk
Allgemein verwendet wurden Holzsärge erst ab dem Jahr 2100 vor Christus. Bei der Bestattung hochgestellter Persönlichkeiten kamen Sarkophage aus Stein, truhenförmig, in Form eines Hauses oder später dem Umriss des menschlichen Körpers nachgebildet, schon im Alten Ägypten zum Einsatz. Ihre Wände waren entweder glatt, mit Texten oder Reliefbildern geschmückt.
Daneben gab es primitive Holzsärge sowie Pappsärge, die aus zusammengeleimten alten Papyri hergestellt wurden. Oft erfolgte die Beerdigung überhaupt ohne Sarg, weil die Mittel dafür fehlten.

Auch in Mesopotamien waren Sarkophage seit der Mitte des 3. Jahrtausends vor Christus bekannt, aber nicht allgemein in Gebrauch. Neben Basalt wurde als Material hierfür vielfach auch Ton verwendet. In der kretisch-mykenischen Zeit traten im 14. Jahrhundert vor Christus Tonsarkophage in Truhenform auf. Im griechischen Mutterland wurden Särge aus Stein hingegen bis ins 2. Jahrhunder kaum verwendet. In Kleinasien (heute Türkei) hingegen wurden neben figürlich bemalten Tonsarkophagen, entstanden zwischen 540 und 470 vor Christus, auch Marmorsarkophage aus dem 5. und dem 4. Jahrhundert vor Christus gefunden.

Särge aus Marmor und Porphyr im römischen Reich
Sarkophage in Kasten- oder Klinenform (Kline – Liege mit aufgebogenem Kopfende) aus Ton, Stein oder gar Alabaster – teilweise sogar bemalt – waren vor allem seit Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. in Etrurien im Gebrauch. Im Römischen Reich wurden Sarkophage erst mit dem Zurücktreten der Brandbestattung gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. wieder verwendet.
Nach etruskischem und spätgriechischem Vorbild entwickelt, bestand der römische Sarkophag überwiegend aus Marmor, teils verzierte oder mit Reliefen geschmückt. Nur die Kaiser hatten das Vorrecht auf eine Bestattung in Porphyrsarkophagen.

Von kunstvoller Sarkophagplastik zum schmucklosen Mittelalter
Ab Mitte des 3. Jahrhunderts setzte die christliche Sarkophagplastik ein. Zahlreiche Werkstätten in Rom, Kleinasien, Südfrankreich (Arles) und Spanien stellten Figuren-, Fries- und Passionssarkophage her, die Darstellungen biblischer Gestalten, Szenen aus dem Leben Jesu und der Passion Christi zeigten. In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts traten mit der Verbreitung des Stadttorsarkophages in Italien Repräsentationsszenen an ihre Stelle. Im 5. Jahrhundert erlebte die christliche Sarkophagplastik eine Nachblüte, die vereinzelt bis ins beginnende Mittelalter reichte. Im Allgemeinen waren die Sarkophage des frühen Mittelalters jedoch zumeist schmucklose Steinsärge. Daneben war aber auch die Wiederverwendung antiker Sarkophage für die Bestattung höhergestellter Verstorbener bis in das späte Mittelalter gebräuchlich.

Tumba: Sarkophage ohne Tote
Das Mittelalter bewahrte die Grundform des antiken Sarkophages in Gestalt der „Tumba“, in der kein Toter mehr ruhte. Die Tumba wurde zu einem Grabmal, das über dem im Kirchenboden bestatteten Verstorbenen errichtet wurde – und damit zu einer Art des Hochgrabes, das Fürsten und dem Hochadel vorbehalten war. In der Renaissance und im Barock wurde dieser sinnbildlich die Bestattung andeutende Sarkophag häufig zum Mittelpunkt eines prunkvollen Grabmales.

Der Brauch der Brandbestattung, der bereits in der Jungsteinzeit nachzuweisen ist und zeitweise sogar die vorherrschende Bestattungsart war, wurde mehr und mehr ein Vorrecht der Reichen, da für die Errichtung des Scheiterhaufens große Mengen Brennmaterial erforderlich waren. In holzarmen Gegenden war sie außerdem nur eine den vornehmen und hochgestellten Persönlichkeiten vorbehaltene Bestattungsart.

Särge aus Holz: im Mittelalter ein Luxus
Körperbestattung wurde im Mittelalter zunehmend als christliche Pflicht aufgefasst. Karl der Große ließ für sein Reich schließlich im Jahre 785 (Edikt von Paderborn) die Leichenverbrennung überhaupt verbieten. Dennoch wurden bis ins späte Mittelalter oft nur die Leichen reicher oder hochgestellter Personen in Särgen aus Stein oder Holz beigesetzt.
Alle übrigen wickelte man, wie wir es auch von der Bestattung des Lazarus kennen, in Leinenbinden, hüllte sie in Matten oder in geteerte Säcke (sogenannte Gerber) oder nähte sie in Leinentücher ein.

Der Leichnam – aber auch der Holzsarg – wurde zum Ort der Grablegung bzw. zur Stätte des Sarkophages auf einer Bahre getragen, die in ihrem Aussehen entweder einem mit Tragstangen versehenen Sargunterteil oder einer der heute üblichen Tragbahren ähnlich war. Aufbahren bedeutet also ursprünglich „auf eine Totenbahre legen“.

Bestattung im Sarg? Eine Frage von Effizienz und Privilegien.
Nur die soziale Stellung des Verstorbenen allein war dafür maßgebend, ob die Bestattung mit oder ohne Sarg erfolgte. Kirchhöfe in Stadt und Land waren meist klein. Vorhandene Gräber sollten möglichst bald wieder belegt werden können. Die Beerdigung ohne Sarg vermied eine Verzögerung des Verwesungsprozesses und ermöglichte die neuerliche Belegung nach einem kürzeren Zeitraum.

In verschiedenen Städten – so zum Beispiel im Jahre 1632 in Nürnberg – wurde daher das Privileg, in einem Sarg beerdigt zu werden, mit einer Abgabe belegt. Wegen „ des unnützen Bretterverbrauches“ betrachtete man die Beerdigung in einem Sarg als Luxus und als Ursache für den Platzmangel auf den Friedhöfen, wo ab dem 16. Jahrhundert zunehmende Holzsärge verwendet wurden.

Als das ursprünglich nur den christlichen Märtyrern bzw. dem Klerus zugestandene Recht, in Kirchen- und Klostergrüften beigesetzt zu werden, auch den Adeligen und der wohlhabenden Bürgerschaft, die von dieser Erlaubnis reichlich Gebrauch machten, eingeräumt wurde, kam es auch hier allmählich zu einem Platzmangel, der in manchen Fällen zu einem Ausbau von unter der Kirche gelegenen Grüften führte. Die Beisetzung in einem Sarg, meist einem Steinsarg, dürfte dabei üblich, jedoch nicht die Regel gewesen sein. Hinweise, wie oder ob der Verstorbene eingesargt wurde, sind in den älteren kirchlichen Aufzeichnungen nicht zu finden.
Wie eine im Jahre 1979 durchgeführte Untersuchung der Grablege im Stift Klosterneuburg, einem einfachen dreikammerigen Steinkistengrab, zeigte, war die im Jahre 1143 verstorbene Ehefrau des Markgrafen Leopold, Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV., nur in ein einfaches Wolltuch gehüllt, ohne Sarg bestattet worden.

Da auch die Kirchengrüfte, analog zu den Gräbern auf Friedhöfen, meist etwas über den Boden erhöht waren, wurde bereits im 9. Jahrhundert anlässlich zweier karolingischer Synoden die Beseitigung dieser Erhöhungen gefordert und schließlich im Jahre 1566 von Papst Pius V. verfügt, dass alle über den Fußboden ragenden Särge versenkt werden müssen. Die Beisetzung in Kirchen war jedoch nach wie vor gestattet und erst unter Kaiser Josef II. wurde dieser Brauch eingeschränkt und allmählich abgeschafft.

Ab dem 16. Jahrhundert: Holzsärge im Aufschwung
Wenn auch im 9. Jahrhundert bereits allgemein bekannt, begann sich der Holzsarg erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts immer mehr durchzusetzen, blieb aber für die ärmeren Schichten noch immer unerschwinglich. In einigen Gegenden wurden daher die Verstorbenen auf sogenannten Totenbrettern zu Grabe getragen, aber auch die Verwendung eines Gemeindesarges, der ausschließlich für den Transport des Toten zum Friedhof diente und daher wieder verwendet werden konnte, war zu dieser Zeit üblich.

Süddeutschland und Österreich: Sarglos bis ins 19. Jahrhundert
In Nord- und in Mitteldeutschland wurden schon ab dem 16. Jh auch den ärmsten Gemeindemitgliedern ein Sarg aus Mitteln der Pfarrkassen beigestellt. In Süddeutschland und auch in Österreich war in manchen Gebieten noch im 19. Jahrhundert die Bestattung ohne Sarg üblich. Trotzdem war der Sarg schon Bestandteil des Totenkultes – vor allem zur Zeit Kaiser Josefs II. Eine per Hofdekret vom 23. August und 13. September 1784 verfügte Begräbnisordnung, dass „Leichen nicht mit der Truhen unter die Erde gebracht werden“, stieß auf heftigen Widerstand. Bereits im Jänner 1785 musste diese Bestimmung aufgehoben und der Gebrauch von Särgen wieder gestattet werden.

Mehr Hygienevorschriften, mehr Särge
Die neuzeitliche hygienische Auffassung über das Bestattungswesen sowie die Festsetzung entsprechender Fristen zur Verhinderung der Beerdigung Scheintoter führten ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Errichtung von Totenkammern und – in weiterer Folge – von Leichenhallen. Die sanitäre Funktion des Sarges in Totenkammer und Sterbehaus dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass zumindest in den Städten Ende des 18. Jahrhunderts kaum mehr ohne Sarg bestattet wurde.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden neue, meist außerhalb oder am Rande von Ortschaften gelegene Friedhöfe angelegt und erweitert. Familiengebundene Ortschaften waren somit nicht mehr auf den Adel oder die wohlhabenden Bevölkerungsschichten beschränkt, und die Sargbestattung wurde allgemein üblich.

Von schlicht bis opulent
Obwohl bei Erdbestattungen der Sarg endgültig den Blicken entzogen wurde, wandelte sich auch Form und Ausstattung des Holzsarges, meist verbunden mit einer Änderung in den Bestattungsbräuchen. Aber auch sanitäre Vorschriften bezüglich der Beschaffenheit der Särge wirkten sich auf die verwendeten Materialien sowie auf die Sarggestaltung aus.

Die ersten sechsseitigen Särge waren meist flache, roh gezimmerte Kisten ohne Griffe und ohne Verzierungen. Über den Sarg wurde das reich mit Gold- oder Silberfäden bestickte, oft auch mit dem Zunftzeichen ausgeschmückte Bahrtuch gebreitet. Im 17. und 18. Jahrhundert gab man den Särgen barocke Formen und stattete sie auch mit verschiedenen Symbolen zu denen etwa der Palmzweig zählte, aus. Obwohl die Särge im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder schlichter wurden, beeinflusst diese Stilrichtung vielfach auch heute noch die Formgebung der Särge.

Auch die Bronze- und Zinnverzierungen wurden durch solche aus geprägter Pappe verdrängt, ebenso fielen die vom Schneidergewerbe hergestellten Sargbezüge und Sargfransen dem geänderten Geschmack zum Opfer. An ihre Stelle trat mit Beginn des 20. Jahrhunderts die geprägte Sargtapete, die – überwiegend in Süddeutschland und in Österreich – bei Särgen aus Weichholz – als Schmuck der Außenfläche verwendet wurde.

In Zusammenhang mit der Änderung der Sargformen wurden auch Sarggriffe und Sargfüße umgestaltet. Versilberte oder vergoldete Metallgriffe, sowie Hanfstricke mit Posamenten und Quasten als Handhaben machten Platz für bronzierte oder in antiken Farben galvanisierte Griffe. Heute bestehen die Griffe vor allem aus Kunststoff.
Auch bei den Sargfüßen traten an Stelle der Engels-, Löwen- oder Adlerköpfe eckige oder kugelförmige, der Sargform angepasste Füße.

Vom Farbcode zur Individualität
Bis ins 17. Jahrhundert und teilweise darüber hinaus war die Farbe der Särge teils vom Familienstand und teils vom Alter des Toten abhängig. Särge für Erwachsene oder Verheiratete waren braun oder schwarz, jene für Kinder oder Ledige weiß, hellblau, grün, gelb oder rot. Inzwischen richtet sich die Farbgebung – soweit die Särge nicht naturbelassen sind – mehr nach individuellen oder an der Nachfrage orientierten Gesichtspunkten.

Metallsärge wurden im Mittelalter bzw. auch später noch vorwiegend von Kupferschmieden oder Zinngießern erzeugt. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts werden sie zum Teil bereits maschinell hergestellt. Särge aus Kupfer oder Zinn wurden jedoch überwiegend bei Bestattungen in Grüften verwendet. Welche Pracht dabei entfaltet wurde, zeigen die wohl zu den bekanntesten Zinnsärgen zählenden Sarkophage in der Kaisergruft bei den Kapuzinern in Wien. Sie wurden für die verstorbenen „Mitglieder des Erzhauses Österreich“ geschaffen.
Derzeit werden Metallsärge aus Zink- oder Kupferblech vor allem dann verwendet, wenn die gesetzlichen Bestimmungen die Verwendung von Särgen aus anderem Material nicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen gestatten. Eine dieser Voraussetzungen, das luftdichte Verschließen eines Sarges, kann aber auch durch die Verwendung eines Metalleinsatzes erreicht werden.

Tanne, Eiche, Buche und Edelhölzer: Särge aus jedem Holz
Das für die Erzeugung von Särgen hauptsächlich verwendete Material ist nach wie vor Holz. Während aber die Särge im 16. Jahrhundert vorwiegend aus Tannenholz erzeugt wurden, erwähnt Johann Georg Krünitz in seiner ökonomisch- technologischen Enzyklopädie (Berlin 1824) bereits Eichen- und Buchenholz. In seinem Werk findet sich aber auch der Hinweis, dass eine Verordnung der preußischen Regierung vom 11. August 1795 den „Unterthanen“ zur Schonung der Eichenwälder nahe legt, Tannen- oder Buchensärge zu verwenden.

Neben Erläuterungen über Konstruktion, Aussehen und Materialbehandlung des Holzsarges wird in der Enzyklopädie auch der Fracht- oder Paradesarg beschrieben: „Ein Sarg welcher nicht nur mit vielen äußeren Verzierungen als Schnitzwerken, Sammet, goldenen und silbernen Troddeln oder Franzen geschmückt, sondern auch im inneren mit Sammet und Seide ausgeschlagen worden, und worin gewöhnlich Fürsten und andere Große und Reiche dem Volke nach ihrem Hintritte en parade ausgestellt werden; der Hingeschiedene wird in einen sogenannten Einfasssarg gelegt, und dieser dann in den Paradesarg gestellt“.

Särge aus Holz: seit Jahrhunderten unverzichtbar
Im 20. Jahrhundert fanden in Europa neben heimischen Holzarten auch ausländische Edelhölzer in der Sargerzeugung Verwendung. Überwiegend wurde jedoch aus Eichen-, Buchen-, Lärchen-, Tannen- und Fichten- sowie Kiefernholz erzeugt.

Holz und Naturstein werden als die ältesten Bau- und Werkstoffe der Menschen bezeichnet, sie dienten aber auch seit jeher als Material für Särge. Selbst in den beiden Weltkriegen, als durch Materialknappheit bedingt zur Sargerzeugung die verschiedensten Materialien, wie Pappe, Gips, Sperrholz vorgeschlagen und teilweise auch verwendet wurden, blieb der Holzsarg ein unverzichtbarer Bestandteil des Totenkultes. Wenn auch der Naturstein durch Metall ersetzt wurde und in vielen Bereichen neue Werkstoffe Verwendung finden, sollte in der Sargerzeugung Holz das Material der Wahl bleiben.

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Auch Bestattungen gehen mit der Zeit.

Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nahm der Abschied von Verstorbenen in Mitteleuropa einen großen Raum und entsprechend viel Zeit ein. Vom Rosenkranzgebet bis zur Aufbahrung im offenen Sarg zuhause bei den Angehörigen, bis hin zum Leichenschmaus ebenda.

Inzwischen wurden vor allem in westlichen Ländern viele dieser Rituale an Bestattungsunternehmen, Aufbahrungshallen und Restaurants „ausgelagert”. Die Zahl klassischer Erdbestattungen nimmt zugunsten von Feuerbestattungen ab. Außerdem gewinnen individuell gestaltete Zeremonien wie zB Waldbestattungen, aber auch die Nachhaltigkeit, darunter umweltfreundliche Särge, an Bedeutung.

Wald Lichtstimmung

Andere Länder, andere Bräuche.

So vielfältig die Ausprägung der menschlichen Kultur, so unterschiedlich der Umgang mit Tod und Bestattungen. Nicht überall zieht man sich zurück, um zu trauern.

So feiert man in Mexiko jeden 1. und 2. November die jährliche Rückkehr der Seelen der Verstorbenen mit dekorierten Schreinen, speziell gebackenem Brot und Festumzügen.

Der kleine Ort Sagada auf den Philippinen wurde berühmt, weil dort die Toten in ihren Särgen an eine Felswand gehängt oder in Höhlen gestapelt wurden. Die Seelen der Verstorbenen sollten anstatt begraben zu werden, einfachen Zutritt ins Jenseits haben.

In manchen Ländern Zentralasiens, vor allem in Tibet, werden aufgrund des äußerst harten Bodens und des Mangels an Brennholz häufig Himmelsbestattungen durchgeführt, wo Leichname angelockten Geiern überlassen werden. Nach traditionellem Glauben begleiten sie die Seele der Verstorbenen ins Zwischenreich vor der Wiedergeburt.

Aber auch im US-Bundesstaat Louisiana werden Tote – meist Musiker*innen – bei sogenannten „Jazz Funerals” ganz besonders verabschiedet. Begleitet von einer Blechbläser-Band, marschiert der Trauerzug vom Haus der Angehörigen zum Friedhof. Vor der Beisetzung wird Trauermusik gespielt, danach zu fröhlichem Jazz getanzt.

Foto: Sarg aus Ghana, ©Dieter Bajak

Sarg aus Ghana